Press Release

Lokalisierung 3.0: Deutsche Unternehmen vertiefen ihre Lokalisierung in China, um in herausfordernden Marktbedingungen wettbewerbsfähig zu bleiben.

04.12.2024

Shanghai, 4. Dezember 2024: Heute veröffentlichte die Deutsche Handelskammer in China die Ergebnisse der Geschäftsklimaumfrage 2024/25, die ein komplexes Bild aus Herausforderungen und Chancen für deutsche Unternehmen in China zeichnet. Die Umfrage zeigt, dass deutsche Unternehmen in China einer Reihe von Herausforderungen gegenüberstehen, darunter die schwächelnde Wirtschaft Chinas, intensiver Wettbewerb und lokaler Protektionismus. „Dieses Jahr war für die Mehrheit der deutschen Unternehmen schwierig, was zu einer Korrektur ihrer Geschäftserwartungen nach unten führte”, sagt Dr. Clas Neumann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Handelskammer in Ostchina. Die Umfrage zeigt, dass 60 % der deutschen Unternehmen eine Verschlechterung der chinesischen Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr wahrnehmen. Lediglich ein Drittel der Unternehmen erwartet im kommenden Jahr eine Verbesserung in ihrer Branche. Dennoch planen 92 % der deutschen Unternehmen, ihre Geschäfte in China fortzusetzen. Dr. Clas Neumann ergänzt: „Durch die Vertiefung ihrer Lokalisierungsstrategien reagieren deutsche Unternehmen auf aktuelle Marktanforderungen und mindern Risiken. Gleichzeitig positionieren sie sich damit, vorhandene Chancen im Markt zu nutzen.“

Wichtige Ergebnisse:

  • Branchenausblick auf historischem Tiefstand: Für das laufende Jahr erwarten nur 15% der Unternehmen eine Verbesserung in ihrer Branche, während 55% eine Verschlechterung erwarten. Mit Blick auf 2025 sehen nur 32% der befragten Unternehmen positive Entwicklungen voraus, wohingegen 29% einen weiteren Rückgang prognostizieren - ein historischer Tiefstand. Dennoch planen 92% der deutschen Unternehmen, ihre Aktivitäten in China fortzusetzen, was mit den Ergebnissen der Vorjahre übereinstimmt. Nur 0,4% der Unternehmen haben konkrete Pläne, China zu verlassen.
  • Unternehmen stellen sich auf herausfordernde Marktbedingungen ein: 56% der Befragten identifizieren schwache Nachfrage in China als eine ihrer drei größten geschäftlichen Herausforderungen, gefolgt von Preisdruck mit 52%. Darüber hinaus berichten 60% der befragten Unternehmen von einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr. Für 2025 erwarten 33% eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in China.
  • Marktdynamiken lösen Lokalisierung 3.0 aus: Als Reaktion auf Wettbewerbs- und Preisdruck agieren deutsche Unternehmen verstärkt "in China für China" und arbeiten zunehmend mit dem Mindset eines chinesischen Unternehmens. 40% der Befragten operieren nun unabhängiger von ihren Zentralen in Deutschland, was einen signifikanten Anstieg von 12 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr darstellt.
  • Wettbewerb treibt weiterhin Investitionen an: 51% der deutschen Unternehmen planen, ihre Investitionen innerhalb der nächsten zwei Jahre zu erhöhen. Davon nennen 87% die Notwendigkeit, wettbewerbsfähig zu bleiben, als Hauptgrund - ein Anstieg um 8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.
  • Innovationsvorsprung deutscher Unternehmen verringert sich weiter: 55% der deutschen Firmen erwarten, dass chinesische Wettbewerber innerhalb von fünf Jahren zu Innovationsführern in ihrer Branche werden. 8% berichten, dass dies bereits der Fall ist. Im Vorjahr sahen nur 5% der Befragten chinesische Firmen als Innovationsführer in ihrer Branche, wobei 46% diese Führungsrolle innerhalb von fünf Jahren erwarteten.
  • Lokaler Protektionismus an der Spitze regulatorischer Herausforderungen: Zum ersten Mal hat sich der "Buy China"-Trend als primäre regulatorische Herausforderung für deutsche Unternehmen in China herauskristallisiert. 29% identifizieren diesen Trend als Hauptproblem – ein Anstieg um 8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Zusätzlich geben 26% der deutschen Unternehmen an, dass die bevorzugte Behandlung lokaler Firmen eine weitere bedeutende Herausforderung darstellt.
  • Globale Expansion chinesischer Unternehmen als führende Geschäftschance:  Bei der Bewertung von Geschäftschancen in China rangiert die Internationalisierung chinesischer Unternehmen an erster Stelle. Sie ist die einzige Kategorie, die im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum verzeichnete.

Im Anschluss an die wichtigsten Erkenntnisse unserer Geschäftsklima-Umfrage wird im Folgenden das Konzept der Lokalisierung 3.0 und dessen Bedeutung für deutsche Unternehmen in China erläutern.

Die Deutsche Handelskammer in China verwendet den Begriff "Lokalisierung 3.0" zur Beschreibung einer bedeutenden strategischen Verschiebung. Diese Verschiebung zeichnet sich dadurch aus, dass die Lokalisierung nicht mehr nur durch regulatorische Anforderungen, sondern vor allem durch lokale Marktdynamiken vorangetrieben wird. Diese Verschiebung ist primär auf steigenden Wettbewerb und Preisdruck zurückzuführen, der deutsche Unternehmen dazu veranlasst, ihre Lokalisierungsstrategien zu vertiefen. Beispielsweise übernehmen Unternehmen zunehmend ein lokales Mindset in Bezug auf ihre Geschäftstätigkeit und handeln unabhängiger von ihren Zentralen. Zusätzlich lokalisieren Unternehmen, um globale Märkte zu bedienen, und verfolgen den Ansatz "in China für China, plus in China für die Welt". Gleichzeitig setzen deutsche Unternehmen weiterhin Lokalisierungsstrategien um, um geopolitische Risiken zu mindern.

Lokalisierung 1.0 zielte darauf ab, Marktzugangsbeschränkungen zu überwinden, wie etwa die Anforderung, Joint Ventures mit chinesischen Partnern zu gründen. 2021 prägten wir den Begriff Lokalisierung 2.0, um die Entwicklung zu beschreiben, die aus Chinas Streben nach eigenständiger Produktion und lokaler Innovation entstand und die durch spezifische Regulierungen und Anreize unterstützt wurde.

Über die Geschäftsklimaumfrage 2024/25

Zwischen dem 3. September und dem 8. Oktober 2024 haben insgesamt 546 Mitgliedsunternehmen der Deutschen Handelskammer in China an der Umfrage teilgenommen. Damit ist die Studie eine der repräsentativsten Erhebungen zur Stimmung der deutschen Wirtschaft in China.  Die Umfrage wurde 2007 zum ersten Mal durchgeführt - sie ist die wichtigste Publikation der Kammer und die Grundlage für die Vertretung der Interessen der deutschen Wirtschaft in China. 

 

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